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Resilienz-Blog

Wie entscheidend ist Resilienz in diesen stürmischen Zeiten?

Liebes CleverMemo Team,

vielen Dank für die Einladung zur Blogparade und die interessante Fragestellung. Das Thema "Wie entscheidend ist Resilienz in diesen stürmischen Zeiten?" ist sehr relevant und aktuell.

Eure Frage hat mich zu einer Resilienz-Metapher inspiriert. Wenn ich "stürmische Zeiten" höre, sehe ich ein Segelboot vor meinem inneren Auge, das durch einen Sturm segelt - es regnet, blitzt und donnert, der Wind bläst fürchterlich und die Wellen türmen sich meterhoch auf.

Doch auf was kommt es in dieser Situation an? Was liegt in unserer Hand? Wenn wir uns hierbei stärker eindenken, können wir tatsächlich Angst bekommen. Die Gründe hierfür sind ähnlich wie bei Krisen, die wir auch ohne Segelboot und Sturm durchmachen: Wir fühlen uns orientierungslos, unsere gewohnten Tagesabläufe laufen aus dem Ruder, wir verlieren unser Ziel aus den Augen, versuchen manchmal verzweifelt das Ruder herumzureißen und steuern nicht immer in die richtige Richtung.

Es liegt nahe, sich überfordert und hilflos zu fühlen, wenn wir uns mitten in einem Sturm wiederfinden. Auch diese Gefühle gehören zum Leben und zum Menschsein dazu, oder in den Worten von Russ Harris: "So ist es, wenn man ein Herz hat." Gleichzeitig können resiliente Menschen diese Gefühle als Lichtsignale eines Leuchtturms verstehen, die ihnen den weiteren Weg weisen können.

Resilienz ist unsere innere Widerstandskraft, unsere Fähigkeit, im Sturm aufrecht zu bleiben oder uns wieder aufzurichten. Sie befähigt uns, unser Boot sicher durch den Sturm zu navigieren. Aber was genau hilft uns in solchen Momenten?
In diesem Zusammenhang sprechen viele Fachkräfte von verschiedenen Resilienzkompetenzen oder Schutzfaktoren, die uns helfen, unser Schiff sicher durch den Sturm zu segeln. Diese Kompetenzen fasse ich gerne wie folgt zusammen:

  1. Kompetenzen, die uns helfen, gut mit uns selbst in Kontakt zu sein: Selbstwahrnehmung, Selbstregulation und Selbstwirksamkeit.
  2. Kompetenzen, die uns helfen, mit den Geschehnissen des Lebens hilfreich umzugehen: Lösungsorientierung, Akzeptanz und gesunder Optimismus.
  3. Kompetenzen, die uns helfen, mit anderen Menschen gut in Kontakt zu sein: Netzwerkorientierung / soziale Kompetenz.

Um bei unserer Segelboot-Metapher zu bleiben: Wie gut gelingt es uns als Skipper im Sturm, mit uns selbst in Kontakt zu bleiben? Nehmen wir wahr, was wir fühlen und brauchen? Haben wir Strategien, um mit unserem "inneren Sturm" umzugehen? Sehen wir unseren Handlungsspielraum und können wir ihn nutzen? Menschen, die gut mit sich in Kontakt sind und einen stärkenden Umgang mit sich selbst gelernt haben, kommen leichter durch den Sturm.

Es ist hilfreich, sich daran zu erinnern, dass man ein Fernrohr im Gepäck hat, mit dem man immer wieder nach "Lösungsinseln" und Lichtblicken am Horizont Ausschau halten kann. Es ist gut, sich bewusst zu machen, dass man die Wetterbedingungen nicht ändern kann, aber dass die Akzeptanz der Umstände einem die Kraft geben kann, sich auf das zu konzentrieren, was man ändern kann. Es kann helfen sich immer wieder zu fragen: "Was könnte ich jetzt tun?" "Wie könnte ich es noch sehen?" oder auch "Was hilft mir jetzt, um da gut durchzukommen?" Menschen, die - trotz Sturm - einen hilfreichen Umgang mit der Situation finden, begeben sich immer wieder auf Lösungssuche, lernen, das Unveränderbare zu akzeptieren und vertrauen darauf, dass der Sturm vorübergehen wird und sie auch wieder auf ruhigeren Gewässern segeln werden.

Und was wären wir ohne unsere Crew? Gerade in stürmischen Zeiten tut es gut zu spüren, dass man nicht allein ist und dass man andere Menschen an seiner Seite hat - Menschen, die einen verstehen, die Unterstützung anbieten oder einfach nur ein offenes Ohr haben. Manchmal sitzt man tatsächlich beruflich oder privat mit mehreren Menschen in einem schwankenden Boot - dann kann ein Gefühl des Zusammenhalts, gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung sehr helfen, gut durch den Sturm zu kommen. Manchmal ist man jedoch allein auf weiter See und ist froh, dass Freunde, Verwandte und Kollegen die "S-O-S"-Rufe hören. Gute Beziehungen, die von Offenheit, Vertrauen und Wertschätzung geprägt sind, können uns durch stürmische Zeiten tragen.

In Zeiten wie diesen, in denen wir im Außen weniger "sichere Häfen" finden, unsere Reiserouten weniger vorhersehbar sind und wir manchmal die Sterne aus den Augen verlieren, tut es gut, wenn man sagen kann:

Ich fürchte mich nicht vor Stürmen, weil ich lerne, wie ich mein Schiff segeln muss.

Louisa May Alcott


P.S.: Ein kleiner Hinweis, weil es an dieser Stelle so gut passt:
Für alle Lehrkraft und andere pädagogische Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten und lernen wollen, wie sie ihr Schiff sicher durch den Sturm segeln, gibt es den online Workshop “Resilienz-Leuchtturm” mit Bianca Kaminsky und mir.

Die Gehirnampel - was tun bei rot, gelb oder grün?
Vielleicht kennt ihr Modelle wie das dreieinige Gehirn nach Paul MacLean oder das Handmodell von Daniel Siegel. Diese versuchen, das Gehirn in verschiedene Bereiche einzuteilen. Obwohl sie sich wissenschaftlich nicht halten lassen, haben solche Modelle für uns Eltern einen praktischen Wert. Sie geben uns im Alltag eine Hilfestellung, um zu verstehen, was in unserem Kind gerade vorgeht und wie wir darauf reagieren können.

Für den Resilienisch-Kurs habe ich die Gehirn-Ampel entwickelt. Wie eine Ampel im Strassenverkehr soll sie uns dabei unterstützen, kurz innezuhalten und nachzudenken.

Rot = Stopp!
Wir Erwachsenen reagieren auf Wutausbrüche und heftige Stressreaktionen unserer Kinder gerne mit vielen Worten: Wir erklären, argumentieren und wollen Lösungen finden. Das rote Stopp soll uns bewusst machen, dass dieser erste Impuls nicht hilfreich ist. Im roten Modus sind Kinder (und Erwachsene) mit Worten nicht mehr erreichbar. Wir können aber versuchen, direkt mit dem Körper zu kommunizieren. Indem wir zum Beispiel ruhig ein- und ausatmen, kurz an- und wieder entspannen oder die überschüssige Energie in Form von Bewegung wieder loswerden (hüpfen, rennen, tanzen, schütteln etc.) - dann erreicht unser Körper die Botschaft, dass die Gefahr vorüber oder eben gar nie da gewesen ist.
Wichtig ist es für uns Eltern zu verstehen, dass ein Kind, das gerade einen starken Wutanfall hat, tatsächlich in den roten Bereich geraten ist - auch, wenn wir das von außen vielleicht völlig übertrieben finden. Indem wir selbst ruhig bleiben, atmen, abwarten und wenig und ruhig sprechen, können wir das Kind am besten erreichen.
Das gelingt nicht immer, weil der rote Modus leicht ansteckend ist. Gleichzeitig kann es uns helfen, sich bewusst zu machen: Ich sehe, dass mein Kind im "roten Modus" ist... und je mehr es mir jetzt gelingt, für ein Gefühl der Sicherheit zu sorgen, desto eher wird es mein Kind schaffen, sich wieder zu beruhigen.

Im roten Modus braucht das Gehirn: SICHERHEIT.

Gelb = Achtung
Im gelben Modus ist das limbische System aktiv. Wir sind von einer Situation emotional ergriffen, sind aber (noch) ansprechbar und suchen nach einer Ausdrucksform der Emotionen. Kinder, und wenn wir ehrlich sind, auch oft Erwachsene, nörgeln und quengeln dann häufig, sind unzufrieden und wenn das unangenehme Gefühl steigt, werden wir gemein - sagen Schimpfwörter oder Beleidigen andere. Eigentlich ist das ein Zeichen dafür, dass wir noch nicht die Worte gefunden haben, um zu benennen, was eigentlich los ist. Meistens liegt ein unbefriedigtes Grundbedürfnis dahinter - unsere Gefühle sind in diesem Sinne Bedürfnis-Hüter. Wut, Angst und Trauer zeigen uns an, dass eines unserer Grundbedürfnisse bedroht oder verletzt wurde. Das kann eine aktuelle Situation oder eine Situation in der Vergangenheit betreffen. Im Resilienisch-Kurs lernen wir, für unsere Gefühle und unerfüllten Bedürfnisse eine Sprache zu finden. Hilfreich ist es für unsere Kinder, wenn wir ihnen im "gelben Modus" helfen, die richtigen Worte zu finden. Wir können zum Beispiel sagen: "Es macht dich traurig, dass du wieder eine schlechte Note hast. Du hättest jetzt echt ein Erfolgserlebnis gebraucht" (Grundbedürfnis: Selbstwirksamkeit). Wenn uns selbst die genauen Worte fehlen, können wir zum Beispiel sagen: "Ich sehe, dass du eine schwere Zeit hast. Das ist gar nicht leicht gerade...". Wenn das limbische System aktiv ist, dann hilft das Gefühl, verstanden und akzeptiert zu werden.
Im gelben Modus braucht das Gehirn: VERBINDUNG

Grün = Freie Fahrt
Im grünen Modus ist der präfrontale Kortex aktiv. Jetzt fühlen sich die meisten Erwachsenen am wohlsten: Im grünen Modus können wir klar denken, uns Lösungen überlegen und die Situation vielleicht auch aus einer anderen Perspektive betrachten. Wir können unser Verhalten reflektieren und uns überlegen, was wir das nächste Mal besser machen wollen. Es stärkt die Resilienz von Kindern, wenn wir sie hier bei der Lösungssuche mit einbeziehen. Wir könnten zum Beispiel fragen: "Hast du eine Idee, was du nächstes Mal anders machen könntest?" Oder: "Lass uns gemeinsam überlegen, wie du xy lösen kannst". Die Erfahrung, ein Problem selbst lösen zu können oder am Problemlöseprozess beteiligt gewesen zu sein, stärkt das Selbstvertrauen der Kinder. Und es ist wiederum das Vertrauen in die innere Stärke unserer Kinder, die den grünen Bereich stärkt - denn ja, auch wenn manche Probleme ganz schön knifflig sind und ich jetzt noch nicht weiß wie - es wird eine Lösung geben und der Weg dahin darf auch Zeit brauchen.
Im grünen Modus hilft dem Gehirn: VERTRAUEN

Mehr zum Resilienisch-Kurs erfahrt ihr hier:
https://resilienz-schule.com/angebote-fuer-eltern/resilienisch-seminare-kurse/resilienisch-sprachkurse
Ein Interview über Resilienz und Resilienisch - mit Fragen von Fabian Grolimund

Liebe Nora, du hast eine Resilienz-Schule eröffnet. Einige kennen den Begriff Resilienz vielleicht noch nicht: Was versteht man genau darunter?

Resilienz ist unsere innere Widerstandskraft, die Fähigkeit, nach Krisen, Stress und Traumata wieder in die eigene Mitte zu finden. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen resilire, das so viel wie zurückspringen bedeutet. Treffend ist auch der Vergleich zum Immunsystem: Ähnlich wie unser Immunsystem eine Antwort auf eine Grippe finden muss, stärkt es unser psychisches Immunsystem, wenn wir eine Krise meistern.

Es ist also durchaus förderlich, wenn Kinder auch Stressmomente erleben?

Genau. Als Eltern möchte man seinen Kindern möglichst alles Leid ersparen. Aus der Forschung wissen wir aber, dass ein zu behütender Erziehungsstil die Kinder nicht auf das spätere Leben vorbereitet. Wichtig ist aber, dass Kinder gut durch ihre Stressmomente begleitet werden und immer stärker dazu in die Lage versetzt werden, ihre Probleme selbst zu lösen.

Es geht also darum, Antworten auf Stressmomente zu finden und dadurch das psychische Immunsystem zu stärken. Stress ohne solche «Antwort» kann zu Hilflosigkeit und Überforderung führen. Das heisst: Eltern und Fachpersonen sollten Kinder in Stressmomenten weder alleine lassen noch ihnen alles abnehmen, sondern sie befähigen, diese zu bewältigen.

Kannst du ein Beispiel machen?

Dazu eigenen sich eigentlich alle stressverursachenden Momente aus dem Alltag: Ein Misserfolg, ein Streit, ein Frustrationserlebnis. Nehmen wir an, das Kind streitet sich mit dem Geschwister: Als Eltern können wir diese Situation begleiten, indem wir beschreiben, was passiert («Ihr wollt beide auf dem Platz sitzen.»), Gefühle und Bedürfnisse benennen («es ärgert euch beide, dass der andere nicht nachgibt.») und den Kindern einen Teil der Verantwortung für die Lösung übergeben («Was könntet ihr tun, wenn beide das Gleiche wollen?»).

Manchmal hilft es auch, wenn man den Kindern gegenüber anerkennt, dass manche Schwierigkeiten ziemlich knifflig sind: «Das ist jetzt wirklich kein leichtes Problem.» So kann man die Kinder einladen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, ohne selbst die alleinige Verantwortung für die Lösung zu übernehmen.

Die Kinder erleben ja nicht nur zu Hause stressige Momente, sondern auch im Sportverein oder in der Schule. Wie kann ich als Fachperson reagieren? Beispielsweise, wenn ein Kind einen Vortrag halten soll und nervös ist?

Auch hier ist es hilfreich, zuerst die stressauslösende Situation zu beschreiben («Der Gedanke daran, nach vorne zu gehen und dein Plakat vorzustellen...»), Gefühle zu benennen und anzunehmen («… macht dich nervös – das ist okay – viele Kinder und auch Erwachsene sind beim Vortragen am Anfang nervös.») und das Kind in die Lösung mit einzubeziehen (z.B. «Was würde dir helfen, den Vortrag zu halten?). Gerade wenn das Kind mitten im Stressmoment ist und nicht gut nachdenken kann, ist es wichtig, Vorschläge zu machen («Möchtest du den Vortrag im Sitzen von deinem Platz aus halten? Oder magst du jemanden mit nach vorne nehmen?»).

Ein Kind gut durch einen schwierigen Moment hindurch zu begleiten hat also viel damit zu tun, wie ich in solchen Momenten mit ihm spreche. Du hast dafür einen eigenen Begriff geprägt: Resilienisch. Also eine Sprache, die die Resilienz des anderen stärkt. Kannst du das etwas näher beschreiben?

Gerne. Dahinter steht der folgende Gedanke: Das was Kinder in stressigen Situationen immer wieder erleben, die Worte und vor allem unsere Haltung, wird über die Jahre zu ihrer inneren Stimme. Diese innere Stimme kann uns helfen, Probleme zu lösen und gut für uns zu sorgen. Sie kann aber auch kritisch, abwertend und verurteilend sein und uns hilflos, aggressiv oder traurig machen. Viele von uns haben in der Kindheit keine besonders stärkenden Stimmen mitbekommen. Diese werden in Stresssituationen aktiviert und vielleicht an unsere Kinder weitergegeben. Resilienisch zu sprechen bedeutet, dass wir uns bewusst um eine stärkende Sprache bemühen. Wie beim Erlernen einer Fremdsprache fühlt sich das am Anfang oft etwas fremd an. Wir fallen immer wieder in unsere «Mutter- und Vatersprache» zurück. Doch mit der Zeit, beharrlichem Üben und der nötigen Fehlerfreundlichkeit, gelingt es uns immer besser, Resilienisch zu sprechen.

Du hast dich in viele Themen der Psychologie eingearbeitet. Seit 5 Jahren befasst du dich aber fast ausschliesslich mit Resilienz. Was fasziniert dich so nachhaltig daran?

Der wichtigste Faktor, der Menschen resilienter werden lässt, ist eine gute Beziehung. Eine gute Beziehung zu mir selbst, zum Leben und zu anderen Menschen: Gelingt es mir, eine bejahende Grundhaltung zu meinem gesamten Gefühlserleben zu entwickeln? Auch – aber nicht nur – in Krisensituationen? Kann ich schwierige Momente als Wachstumschancen sehen und der Zukunft optimistisch entgegenblicken? Und kann ich Beziehungen stärkend gestalten und auch durch Konfliktsituationen hindurch mit anderen in Verbindung bleiben?

Das sind für mich zentrale und spannende Fragen, für die es sich lohnt, ein Leben lang nach Antworten zu suchen.

Du hast eine Resilienz-Schule gestartet. Was bietest du dort an?

Neben den Resilienisch-Kursen für Eltern und Fachpersonen gibt es eine Weiterbildung zum/zur Resilienztrainer/in und Resilienztrainings für Kinder und Lehrkräfte. 

Alle Infos zu den Angeboten findest du hier auf der Übersichtsseite:
www.resilienz-schule.com

Interview mit fit4future über die Resilienzförderung im Kindesalter

«fit4future»:

Liebe Nora, du engagierst dich stark für die psychische Gesundheit von Kindern. Wieso hast du dich genau für diese Zielgruppe entschieden?


Nora Völker-Munro:

In der Kindheit wird der Grundstein für unser zukünftiges Leben gelegt. Das spätere Leben wird leichter, wenn man bereits als Kind einen guten Zugang zu seinen Gefühlen und Bedürfnissen gefunden hat, wenn man Problemen lösungsorientiert begegnet und zuversichtlich in die Zukunft blickt. Ein konstruktiver Umgang mit kleinen und grösseren Krisen will gelernt sein. Und natürlich gilt auch hier: «Früh übt sich».


«fit4future»:

Du hast dich auf dem Bereich Resilienz spezialisiert. Wie lautet die Definition der Resilienz?


Nora Völker-Munro:

Mit Resilienz ist die «innere Widerstandskraft» eines Menschen gemeint. Das Wort Resilienz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie «zurückspringen». Wie gut gelingt es mir nach einer Krise wieder zurück zu meinen «ursprünglichen Zustand» - in meine Mitte - zu finden?
Es gibt viele Resilienz-Definitionen. Mir gefällt die Metapher des «psychischen Immunsystems», weil sie verdeutlicht, dass uns der gelegentliche Stressmoment stärken und eine Krise uns auch wachsen lassen kann.

«fit4future»:

Wieso sollte man die Resilienz speziell bei Kindern fördern?


Nora Völker-Munro
:
Kinder lernen von uns Erwachsenen wie die «Welt funktioniert». Das beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Schulfächer, sondern auch auf den Umgang mit Stress, Krisen und Konflikten. Sehe ich die Krise als Bedrohung oder vielleicht sogar als Wachstumschance? Wie gehe ich mit den Gefühlen um, dass das Ereignis in mir auslöst? Was brauche oder bräuchte ich, damit es mir wieder besser geht? Welche Lösungsideen fallen mir ein und an wen kann ich mich wenden, wenn ich alleine nicht weiterkomme? Wenn Kinder über die Jahre hinweg immer wieder die Erfahrung machen, dass Eltern, Lehrer und andere Fachkräfte sie sicher durch den Sturm begleiten und sie am Ende sogar selbst den Weg herausgefunden haben, dann sind sie gut auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet.


«fit4future»:

Du hast für uns einen Elternabend zum Thema Resilienzförderung ausgearbeitet. Dieser basiert auf deinem mehrteiligen Resilienisch-Kurs. Was bedeutet «Resilienisch» und was lernen die Eltern dabei?

 
Nora Völker-Munro:

Mit «Resilienisch» ist eine stärkende Sprache gemeint, eine Kommunikationsform, die die Verbindung zwischen Eltern und Kind stärkt. Der Grundgedanke des Resilienisch-Kurses ist es, dass das, was Kinder über sich hören, mit der Zeit zu ihrer «inneren Stimme» wird. Eltern lernen im Kurs, wie sie Kinder durch Krisen begleiten können und auch andere Alltagssituationen resilienzfördernd nutzen können. Dabei verändert sich meist ihre Haltung: Dem Kind, sich selbst und dem nächsten «Lernmoment» gegenüber.


«fit4future»:

Worauf hast du den Fokus beim «fit4future» Elternreferat gelegt?

Nora Völker-Munro:

Das «fit4future» Elternreferat ist ein „Resilienisch Crash-Kurs“. An einem Abend lernen interessierte Eltern den Resilienisch-Satzbau kennen und anwenden. Den Fokus habe ich dabei auf konkrete Situationen aus dem Familienalltag gelegt. An vielen Beispielen erfahren Eltern, wie sie den nächsten Misserfolg, den nächsten Streit, aber auch schöne Momente, wie einen Kooperationsmoment oder ein kleines Erfolgserlebnis, resilienzfördernd begleiten können.


Hier kann das Elternreferat in der Schweiz gebucht werden.