Interview mit fit4future über die Resilienzförderung im Kindesalter

«fit4future»:

Liebe Nora, du engagierst dich stark für die psychische Gesundheit von Kindern. Wieso hast du dich genau für diese Zielgruppe entschieden?


Nora Völker-Munro:

In der Kindheit wird der Grundstein für unser zukünftiges Leben gelegt. Das spätere Leben wird leichter, wenn man bereits als Kind einen guten Zugang zu seinen Gefühlen und Bedürfnissen gefunden hat, wenn man Problemen lösungsorientiert begegnet und zuversichtlich in die Zukunft blickt. Ein konstruktiver Umgang mit kleinen und grösseren Krisen will gelernt sein. Und natürlich gilt auch hier: «Früh übt sich».


«fit4future»:

Du hast dich auf dem Bereich Resilienz spezialisiert. Wie lautet die Definition der Resilienz?


Nora Völker-Munro:

Mit Resilienz ist die «innere Widerstandskraft» eines Menschen gemeint. Das Wort Resilienz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie «zurückspringen». Wie gut gelingt es mir nach einer Krise wieder zurück zu meinen «ursprünglichen Zustand» - in meine Mitte - zu finden?
Es gibt viele Resilienz-Definitionen. Mir gefällt die Metapher des «psychischen Immunsystems», weil sie verdeutlicht, dass uns der gelegentliche Stressmoment stärken und eine Krise uns auch wachsen lassen kann.

«fit4future»:

Wieso sollte man die Resilienz speziell bei Kindern fördern?


Nora Völker-Munro
:
Kinder lernen von uns Erwachsenen wie die «Welt funktioniert». Das beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Schulfächer, sondern auch auf den Umgang mit Stress, Krisen und Konflikten. Sehe ich die Krise als Bedrohung oder vielleicht sogar als Wachstumschance? Wie gehe ich mit den Gefühlen um, dass das Ereignis in mir auslöst? Was brauche oder bräuchte ich, damit es mir wieder besser geht? Welche Lösungsideen fallen mir ein und an wen kann ich mich wenden, wenn ich alleine nicht weiterkomme? Wenn Kinder über die Jahre hinweg immer wieder die Erfahrung machen, dass Eltern, Lehrer und andere Fachkräfte sie sicher durch den Sturm begleiten und sie am Ende sogar selbst den Weg herausgefunden haben, dann sind sie gut auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet.


«fit4future»:

Du hast für uns einen Elternabend zum Thema Resilienzförderung ausgearbeitet. Dieser basiert auf deinem mehrteiligen Resilienisch-Kurs. Was bedeutet «Resilienisch» und was lernen die Eltern dabei?

 
Nora Völker-Munro:

Mit «Resilienisch» ist eine stärkende Sprache gemeint, eine Kommunikationsform, die die Verbindung zwischen Eltern und Kind stärkt. Der Grundgedanke des Resilienisch-Kurses ist es, dass das, was Kinder über sich hören, mit der Zeit zu ihrer «inneren Stimme» wird. Eltern lernen im Kurs, wie sie Kinder durch Krisen begleiten können und auch andere Alltagssituationen resilienzfördernd nutzen können. Dabei verändert sich meist ihre Haltung: Dem Kind, sich selbst und dem nächsten «Lernmoment» gegenüber.


«fit4future»:

Worauf hast du den Fokus beim «fit4future» Elternreferat gelegt?

Nora Völker-Munro:

Das «fit4future» Elternreferat ist ein „Resilienisch Crash-Kurs“. An einem Abend lernen interessierte Eltern den Resilienisch-Satzbau kennen und anwenden. Den Fokus habe ich dabei auf konkrete Situationen aus dem Familienalltag gelegt. An vielen Beispielen erfahren Eltern, wie sie den nächsten Misserfolg, den nächsten Streit, aber auch schöne Momente, wie einen Kooperationsmoment oder ein kleines Erfolgserlebnis, resilienzfördernd begleiten können.


Hier kann das Elternreferat in der Schweiz gebucht werden.

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Interview mit dem Wir Eltern Magazin: “Sprecht ihr schon Resilienisch?”

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Wie entscheidend ist Resilienz in diesen stürmischen Zeiten?